In Kopenhagen wurde 2008 möglicherweise Medizingeschichte geschrieben. Denn hier hat die Medizinerin Bente Pedersen herausgefunden, dass unsere Muskeln Botenstoffe aussenden, die unsere Gesundheit maßgeblich beeinflussen.
Die Botenstoffe, die der Skelettmuskel aussendet, regulieren auch die Fettverbrennung im Körper. Bente Pedersen hat ihnen den Namen Myokine gegeben. Die Medizinerin ist überzeugt:
Der Skelettmuskel ist nicht nur für unsere Bewegung zuständig. Für sie ist er das wichtigste Stoffwechselorgan des Menschen.
Deshalb steht zu Beginn jeder Untersuchung ein unbestechlicher Scanner, der genaue Angaben über die Verteilung von Knochen, Muskeln und Fettmasse im Körper liefert. Bente Klarlund Pedersen, Internistin, Reichshospital Kopenhagen:
"Okay. Sie sind nicht nur übergewichtig, sondern fettleibig. Dabei ist es nicht einmal das Problem hier und dort ein paar Fettpölsterchen zu haben. Aber dieses Bauchfett hier steigert ihr Risiko am Herzen, an Diabetes, Krebs und sogar Depressionen und Demenz zu erkranken."
Patient: "Aber das sind völlig unterschiedliche Krankheitsbilder. Was haben die denn gemeinsam."
Bente Klarlund Pedersen, Internistin, Reichshospital Kopenhagen: "Wenn man seine Muskeln nicht trainiert, dann produziert man auch nicht genügend Myokine. Beim Muskeltraining kommen Myokine aus dem Muskel und beeinflussen alle anderen Organe. Sie gehen zum Fett und verbrennen genau das Fett das an den falschen Stellen sitzt. Sie beeinflussen die Gefäße und auch die Leber und halten sie gesund. Myokine beeinflussen sogar das Gehirn und schützen vor Demenz."
Erst von rund einem Dutzend Myokine ist die Wirkungsweise bekannt. Sie sind Signalstoffe des Muskels und aktivieren die Fettverbrennung. So gibt es hormonähnliche Myokine, sie regen die Leber zum Abbau der Glukosedepots an und helfen damit der Bauchspeicheldrüse. Auch die Neubildung von Blutgefäßen und Muskelzellen wird durch bestimmte Myokine gefördert. Und viele haben entzündungshemmende Eigenschaften, die Herz– und Kreislauferkrankungen vorbeugen.
Fast 400 verschiedene Substanzen produziert der Muskel. Sie sind Teil eines komplizierten Mechanismus, der tief in die Stoffwechselprozesse des Körpers eingreift. Der Großteil der Botenstoffe ist jedoch noch unerforscht. Klar ist aber schon jetzt: Wer den Muskel bewegt, lebt gesünder, denn so kann er seiner Arbeit nachkommen und genügend Myokine ausschütten, die unseren Stoffwechsel nachhaltig beeinflussen.